Why oder why not?
- Jeden Arbeitstag am Vorabend 5 Min. vorplanen
- Pläne zur Delegation verschriftlichen: mit konkreten zeitlichen Zielen in einer Tabelle umsetzen (was, wer, wann, wie oft)
- Einen persönlichen „code of principle“ entwickeln
- Persönliche/private „no-matter-what“-Termine mittelfristig im Kalender planen, sinnvoll titulieren und mit Freude angehen
In der Reflexion benannte er dann noch sein persönliches Watch-out: „Eins nach dem anderen! Nicht unrealistisch planen. Nicht nur selbstoptimieren. Darauf muss ich achten.“
So weit so gut. Nach einer Woche klang sein Feedback so:
„Es war eine sehr schwierige Woche – mit gesundheitlichen Problemen – was ich gar nicht kenne. Dann nehme ich noch weniger Rücksicht auf mich. Ich habe irgendwie durchgehalten. Das war sehr kraftraubend, aber gleichzeitig habe ich beruflich einiges Gutes erreicht. Die Folge: Ich habe kaum ‚me-time Regeln‘ gehalten – zu viel mein klassisches Muster: Kampf und Wille gelebt. Kaum bewusst agiert. Es gibt auch Gutes zu berichten: Ich habe ein neues ‚Delegationsfeld‘ durch Reflektion meiner Tagesaufgaben erarbeitet und gehe gleich nächste Woche auf Personalsuche, um die neue Position – ein Assistent, der mich in der Kommunikation unterstützt – zu finden. Ihre Rückfragen haben mir geholfen.“
Why WHY?
Die Situation zeigt, wie schwierig die Umsetzung neuer Habits ist, wenn das Ziel/das Why nicht klar ist. Warum ist das so? Wenn wir statt des persönlichen „Why“ das Erreichen kurzfristiger Ziele priorisieren, empfinden wir maximal ein flüchtiges gutes Gefühl – entwickeln keine nachhaltige Zufriedenheit und Stärke. Wir streben weiter nach „mehr“ und fühlen keine wirkliche Erfüllung. Wenn wir uns dagegen ein langfristiges Ziel setzen – unser persönliches Why finden – stellen wir uns ganz andere Fragen, wie z. B.: Wie wird mir mehr „me-time“ helfen, mich erfüllter zu fühlen? Wie hängt das mit meiner Bestimmung, meinem Why zusammen? etc. Wenn wir dann reflektieren, stellen wir Fragen wie: Wie viel von meinen (täglichen) Entscheidungen (im Business) spiegelt sich in meinem persönlichen Ziel wider? Wie sieht es mit meinem Kalender aus? Ist er darauf ausgerichtet?
Ich mache in Executive Coachingprozessen immer wieder die Erfahrung, dass die Frage nach dem „Why“ viele Klienten abschreckt, weil sie überwältigend ist. Wie gelingt es, Klienten die Angst zu nehmen?
Langfristigen Mehrwert für alle Stakeholder schaffen
Im ersten Schritt höre ich zu und lasse zu. Z. B., dass der Klient mit dem praktischen, umsetzungsorientierten Plan startet. Wenn er dann – wie im beschriebenen Fall – die Erfahrung macht, dass er mit dieser Vorgehensweise an Grenzen kommt, dass die Umsetzung stockt oder zumindest nicht so funktioniert, wie er es sich wünscht, öffne ich die „Why-Perspektive“ erneut. Aufgrund der selbstgemachten Erfahrung und der damit verbundenen Emotion ist der Klient jetzt viel eher bereit, sich auf die „Sinnfrage“ einzulassen und erkennt, wie wichtig es ist, den Prozess vom großen Ganzen aus zu denken.
Im zweiten Schritt reduziere ich dann das große Why in kleine Why-Schritte – vor dem Hintergrund: Problem – Lösung – Benefit. Und dann frage ich: Wenn Sie die Lösung für Ihr Problem – hier: Micromanagement – gefunden haben, was glauben Sie wird Ihr ganz persönlicher Benefit sein? Für Ihre Familie? Für Ihre Firma? Für Ihre Mitarbeiter? Den Mehrwert für die einzelnen Stakeholder zu erkunden, das fällt den meisten Menschen, die Verantwortung tragen schon leichter. Am Ende fügen wir dann die einzelnen Schritte zu einem großen Bild zusammen. So wird das Why nahbar, fühlbar und im optimalen Fall durch den Coachingprozess auch erreichbar.