Von Zweifeln zu Entscheidungen: Ein Manager meistert den Wandel

Als Michael, ein Manager in einem führenden Technologieunternehmen, zu mir ins Coaching kam, brachte er eine Mischung aus Selbstzweifel und dem starken Wunsch nach einem standhafteren und überzeugenderen Auftreten in Diskussionen mit. Seine Offenheit für Veränderung war sofort spürbar, jedoch ebenso seine Unsicherheit, wie er in hitzigen Debatten seine Meinung vertreten sollte.

Ein Wendepunkt: Die Herausforderung der inneren Stimme

In unseren ersten Sitzungen sprach Michael von nächtlichen Grübeleien, die ihn quälten, weil er seinen Standpunkt nicht ausreichend vertreten hatte. „Ich finde oft nicht sofort ein gutes Argument und stimme dann zu, obwohl ich eigentlich anderer Meinung bin. Und selbst wenn ich das Argument im Kopf habe, spreche ich es nicht aus – ich werde einfach nicht aktiv“, gestand er mir. Dieser innere Konflikt zwischen seinem Bauchgefühl und seiner Passivität machte es ihm schwer, in solchen Situationen seine Position zu behaupten.

Die Kraft der Persönlichkeitsanalyse

Um Michaels Verhalten besser zu verstehen, setzten wir den LINC Personality Profiler ein, ein Tool der Persönlichkeitsdiagnostik, das auf den Big Five basiert, dem weltweit am besten validierten Persönlichkeitsmodell. Die Big Five umfassen die fünf Hauptdimensionen der menschlichen Persönlichkeit. Die Analyse offenbarte, dass Michaels hohe soziale Offenheit zwar eine Brücke zu anderen baute, seine niedrige Dominanz und Aktivität jedoch häufig dazu führten, dass er in Diskussionen eher zurückwich, als offen seine Meinung kundzugeben.

4 Top-Strategien für mehr Durchsetzungskraft auf Basis des LINC Personality Profilers

Aus Michaels Analyseergebnissen ließen sich Strategien für mehr Durchsetzungskraft ableiten, die nicht nur Michaels Situation verbessert haben, sondern auch anderen Menschen mit vergleichbaren Herausforderungen helfen können, ihre eigenen Fähigkeiten zu stärken und effektiver zu agieren. Diese Strategien zielen darauf ab, das Selbstbewusstsein zu fördern, kommunikative Fähigkeiten zu verbessern und den Umgang mit Konflikten zu optimieren.

Niedriges Aktivitätsniveau:
Michaels LINC Personality Profiler zeigte klar, dass er ein sehr niedriges Aktivitätsniveau hat. Er geht Aufgaben gerne in Ruhe nach. Michael erkannte für sich: „Genau das hindert mich oft daran, etwas zu sagen bzw. aktiv zu werden und ein Argument vorzutragen. Ich ziehe die Ruhe der Konfrontation vor.“ Daraufhin wollte ich von ihm wissen: „Was wäre ein kleiner Schritt, der Sie dabei unterstützen würde, in der Sekunde, in der der Gedanke ‚inaktiv‘ bleibt, doch aktiv zu werden?“ Er dachte nach, konnte aber keine konkrete Handlung finden, die ihm dabei helfen würde. Also schlug ich ihm eine bewährte Technik vor: „Was halten Sie davon, Sie kleben ab sofort ein Post-it an Ihren Computer mit zwei Wörtern: WERDE AKTIV! Als permanente Erinnerung daran, aktiv zu werden und als Sicherheitsnetz, dass Sie sich in Zukunft darauf verlassen können, 'aktiv' zu werden? Entscheidend ist, dass Sie das ‚Aktivwerden‘ täglich trainieren. Beobachten Sie sich dazu im ersten Schritt selbst. Wann genau bleiben Sie passiv? Wo ist der Moment zwischen Reiz und Reaktion, in dem Sie Aktivität brauchen?“ Die Idee hatte Michaels Neugier geweckt: „Das klingt nach einer praktischen Methode. Ich versuche es einfach mal und werde ja schnell merken, inwieweit mich der Post-it motivieren kann, aktiv zu werden."

Hohe Leistungsorientierung:
Eine hohe Leistungsorientierung ist eine weitere Facette von Michaels Persönlichkeit. Das bedeutet, dass er effizient und strategisch agiert, was ihm hilft, in seinem beruflichen Alltag beständig und zielstrebig zu sein. In Aktionismus verfällt er dabei – schon aufgrund seines niedrigen Aktivitätsniveaus – nie. Sein Motto ist: minimaler Aufwand, maximale Wirkung. Und doch liegt in genau dieser Maxime eine weitere Chance, aktiver zu werden: Seine hohe Leistungsorientierung kann er nutzen, die besten Ergebnisse auch dadurch zu erzielen, dass er in Diskussionen standhaft bleibt. Ein WatchOut, das ich in diesem Zusammenhang mit Michael besprach: Seine starke Fokussierung auf Leistung könnte die notwendige Flexibilität einschränken, um Entscheidungsprozesse im Team erfolgreich zu führen. Diese Balance zu finden, war ein wesentlicher Teil des Coachingprozesses. Im ersten Schritt lernte Michael, Reflexionspausen vor wichtigen Meetings einzuplanen. Diese Pausen nutzt er fortan, um seine Prioritäten zu überdenken und sicherzustellen, dass er alle Perspektiven berücksichtigt. Zudem begann er, regelmäßiges Feedback von Teammitgliedern einzuholen, um seine Herangehensweise zu kalibrieren und kreative Lösungen zu fördern. Dies kann zudem helfen, dass das Team sein niedriges Aktivitätsniveau in einer zurückliegenden Diskussion besser nachvollziehen und ihn zukünftig aktiv unterstützen kann.

Niedrige Dominanz:
Michaels niedriger Dominanzanteil trägt zu einem kooperativen und harmonischen Arbeitsumfeld bei. Allerdings leidet er in vielen Situationen darunter, dass ihm die Durchsetzungskraft fehlt. Wir arbeiteten im Coaching gemeinsam daran, seinen Dominanzanteil zu stärken, um einen standhafteren Auftritt zu gewährleisten. Ein praktischer Ansatz hierfür war das Training von Stimme und Blickkontakt, um Autorität auszustrahlen und die Überzeugungskraft seiner Argumente zu steigern. Unabhängig davon hat schon die Erkenntnis dieser Facette ihm geholfen, sich weniger hilflos zu fühlen.

Gemäßigter Enthusiasmus:
Michael hat oft sehr gute Argumente, behält diese jedoch aufgrund seiner Innenorientierung und seines gemäßigten Enthusiasmus häufig für sich. Um seine Standhaftigkeit zu stärken, ermutigte ich ihn, sein Gegenüber für seine Positionen zu begeistern. Im Coaching schloss er mit sich einen einfachen und zugleich wirkungsvollen Vertrag: Ab sofort formuliert er in jedem Gespräch mindestens einen motivierenden Satz, der sein Gegenüber inspiriert, z.B. über eines seiner Argumente aus einem neuen Blickwinkel nachzudenken.

Stärkung der Beziehungskompetenz

Neben seinen Charaktereigenschaften spielt Michaels starkes Beziehungsmotiv eine zentrale Rolle bei seiner Herausforderung, in schwierigen Gesprächen standhaft zu bleiben. Er schätzt zwischenmenschliche Beziehungen und die Harmonie innerhalb seines Teams sehr, was sein Verhalten erheblich beeinflusst – besonders bei komplexen und konfliktreichen Entscheidungen. Im Coaching machte Michael sich bewusst, dass zu viel Harmoniestreben die Wirksamkeit seiner Führungsrolle einschränken kann, wie er in der Vergangenheit selbst oft erfahren musste. Im Coaching erarbeitete er, dass er in Zukunft seine Meinung offen vertritt, auch wenn es um kontroverse Standpunkte geht. Dies wird ihm helfen, seine Standhaftigkeit und Überzeugungsfähigkeit in Diskussionen zu stärken. Zugleich wird es dem Team die Chance eröffnen, ihm zu zeigen, dass Stärkung seiner Führungskompetenzen durchaus mit Festigung von Beziehung einhergehen kann.

Beziehungsmotiv als strategisches Asset

Sein maximales Beziehungsmotiv ist in vielerlei Hinsicht durchaus ein großes Asset. Im Coaching arbeiteten wir heraus, dass er es v.a. nutzen kann, um wichtige Entscheidungen sorgfältig vorzubereiten. Dabei spielt das Stakeholder-Management eine Schlüsselrolle. Michael lernte dafür, seine Beziehungsfähigkeiten gezielt einzusetzen, um ein umfangreiches soziales Netzwerk aufzubauen. Dieses Netzwerk wird ihn sowohl dabei unterstützen, seine Standpunkte effizient zu verbreiten und Unterstützung zu gewinnen, als auch eine vertrauensvolle Kommunikation und eine produktive Zusammenarbeit im Team fördern.

Vertrauen und klare Kommunikation
Zusätzlich ermutigte ich Michael, seine Fürsorge und Beziehungspflege zu nutzen, um klares und konstruktives Feedback zu geben. Denn wahre Fürsorge zeigt sich nicht darin, Konflikte zu vermeiden, sondern darin, ehrliches und unterstützendes Feedback zu geben, das die persönliche und berufliche Entwicklung seiner Teammitglieder fördert.

Erste Erfolge und neue Wege

Durch gezieltes Training und die bewusste Vorbereitung auf schwierige Gespräche konnte Michael seine Durchsetzungsfähigkeit erheblich steigern. Er lernte, seine Meinung in Meetings klar zu äußern und sich nicht von seiner Harmoniesucht leiten zu lassen, die ihm oft im Weg stand. „Ich habe gelernt, meine soziale Offenheit zu nutzen, um Beziehungen aufzubauen, die es mir erlauben, auch unpopuläre Standpunkte zu vertreten“, reflektierte Michael.

Blick nach vorn: Ein kontinuierlicher Prozess

Michaels Reise zur Selbstsicherheit ist ein lebendiger Prozess. Jeder Tag bietet ihm neue Gelegenheiten, das Gelernte anzuwenden und seine neu gewonnenen Fähigkeiten zu festigen. Seine Entwicklung vom Selbstzweifel zur Selbstsicherheit inspiriert nicht nur ihn, sondern auch sein Team, das von seinem neuen, selbstbewussten Auftreten profitiert. Im Team zeigt sich dies durch eine gesteigerte Motivation und Kooperation, da Michaels Klarheit und neue Verbindlichkeit in der Kommunikation ansteckend wirkt und eine offene, unterstützende Kommunikationskultur fördert.