Von Werten geleitet – welchen Einfluss sie auf Persönlichkeit, Handeln und Kompetenzen haben
Der Ursprung der Werte – eine Reise ins Innere
Werte als Ergebnis von Erfahrung? Nein – jedenfalls nicht nur! Unsere Werte entwickeln sich viel früher, als wir vielleicht denken. Schon im Mutterleib werden die Grundsteine für unser späteres Verhalten und unser Streben gelegt. Mit der genetischen Entwicklung unseres Gehirns, verbunden mit vorgeburtlich-hormonellen Prozessen und der individuell ausgeprägten Aktivierung neurochemischer Substanzen werden die Weichen für unsere Persönlichkeitsausprägung gestellt. Diese Einflüsse formen die neurochemischen Grundlagen, die unsere Wahrnehmung und unser – späteres – Verhalten bestimmen.
Einflüsse in der Kindheit (insbesondere durch die Familie), in der Jugend (vor allem durch Peergruppen) und später im Erwachsenenalter (durch Familie, Freunde, berufliches Umfeld und gesellschaftliche Normen) spielen entscheidende Rollen in der Weiterentwicklung unserer Werte. Soziale Interaktionen prägen unsere Wahrnehmungen, die ihrerseits auf das individuelle Netz von hormonell- und neurochemischen Reaktionsmustern treffen. Durch deren Aktivierung entstehen bewusste oder unbewusste Bewertungen, die zur Bildung oder Weiterentwicklung unseres Selbstverständnisses von Werten beitragen. Die subjektive Bewertung der eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen führt zu einzigartigen Erkenntnisprozessen. Je häufiger wir im Laufe unseres Lebens bestimmte Erfahrungen machen, desto mehr manifestieren sich die damit einhergehenden „BeWERTungen“ – und wir leben entsprechend unseren Werten.
Doch wo oder wie passen nun Charaktereigenschaften, Kompetenzen und Motive in dieses System?
Werte und Charakter – die moralischen Wurzeln unserer Persönlichkeit
Werte sind die Grundlage und stehen in einer engen Wechselwirkung mit den Charaktereigenschaften eines Menschen, die sie wesentlich mitgeprägt haben. Das weltweit am besten validierte Persönlichkeits-Analyse-Modell, die Big Five, beschreibt fünf Hauptdimensionen der menschlichen Persönlichkeit, die sich in unseren Verhaltensweisen und Reaktionen widerspiegeln. Zusammen mit unseren Werten bilden sie damit das stabile (manchmal vielleicht auch „starre“) Grundgerüst, um das sich unser Leben rankt.
Ein Beispiel für das Zusammenspiel von Werten und Charaktereigenschaften ist eine Person, die Integrität als zentralen Wert sieht. Sie wird wahrscheinlich eine hohe Ausprägung in der Charakter-Dimension „Gewissenhaftigkeit“ verzeichnen. Hierzu gehört z. B. die Facette der „Prinzipienorientierung“. Menschen, die hier ihre Stärke zeigen, haben für sich sehr klare moralische und ethische Prinzipien definiert, an denen sie ihr Handeln ausrichten. Der Wert der Integrität wird so regelmäßig positiv verstärkt – und das entsprechende Verhalten wird durch das Leben nach diesem Wert immer wieder als richtig empfunden. Auch die Facette der „Kompetenzwahrnehmung“ interagiert auf vergleichbare Weise mit dem Wert der Integrität. Diese Menschen achten besonders darauf, nur das zu tun, was sie wirklich können und beherrschen. So können sie mit gutem Gewissen ihre Leistung anbieten – sie handeln integer und liefern ehrliche Arbeit.
Werte und Motive – warum wir handeln, wie wir handeln
Motive sind die inneren Antriebe, die unser Verhalten steuern. Sie spiegeln unsere Ziele wider und sind damit naturgemäß besonders eng mit unseren Werten verbunden. Die Frage nach Sinn unseres Handelns, dem „Wozu das alles?“, wird stark von unserem Wertesystem beeinflusst. Und auch hier zeigt sich immer wieder: Mit jedem erreichten Ziel wird der damit verbundene Wert in unserer Wahrnehmung zunehmend als „gut“ und „erfolgversprechend“ bestätigt. Gleichzeitig finden wir unsere individuellen Primärmotive mit jedem Teilerfolg und jeder Bestätigung unserer Werte – bewusst oder unbewusst – als „richtig“ bestätigt.
Das Wechselspiel zwischen Werten und Motiven lässt sich auch gut am Beispiel der Integrität verdeutlichen: Eine Person, die diesen Wert priorisiert, wird ihre Motivation vor allem aus „Werten und Sinn“ ziehen. Ihr ist es wichtig, dass ihr Handeln den eigenen Werten entspricht und sie diese aktiv lebt. Ihr handeln ist darauf ausgerichtet, den selbst wahrgenommenen Sinn zu erfüllen. Sie sucht – bewusst oder unbewusst – nach einem Umfeld oder einer Aufgabe, in der ihr Idealismus zumindest akzeptiert, bestenfalls geteilt wird. Integrität als Leitwert interagiert mit der Motivation aus „Werten und Sinn“ fast automatisch. Wer würde jemals diesen Wert infrage stellen! Alles, was im Einklang mit Integrität steht, wird als sinnvoll empfunden – ein sich selbst verstärkender Kreislauf aus Motiven und Werten.
Kompetenzen durch Werte als die Basis für lebenslanges Lernen
Als Kompetenzen bezeichnen wir diejenigen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die wir besitzen. Wesentlicher Unterschied zu unserem Charakter, unseren Motiven und Werten: Kompetenzen können wir relativ kurzfristig erwerben und nach persönlichem Bedarf weiterentwickeln. Durch gezielte Bildung, Training und das Sammeln von Erfahrungen können wir die Kompetenzen entwickeln und verbessern, die uns helfen, mit unserer individuellen Persönlichkeit effektiv zu interagieren und unsere Ziele zu erreichen.
Auch hier spielen unsere Werte eine zentrale Rolle als Steuerungsinstrument. Das Beispiel der Integrität verdeutlicht es: So sind Planungskompetenz und rationales Denken wie auch Verantwortungsbewusst-sein potenziell stark ausgeprägte Kompetenzen einer Person, die Integrität als Leitwert für sich bezeichnet. Vorausschauendes und gewissenhaftes Abwägen, faktenbasiertes Treffen von Entscheidungen sowie die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und Fehler einzugestehen, sind Fähigkeiten, die den Wert Integrität stärken und ausmachen. Wenn Integrität im Mittelpunkt des Handelns steht, werden diese Kompetenzen stetig trainiert und weiter ausgebaut.
Die unsichtbaren Fäden: Werte und ihre Strahlkraft
Werte sind tief in unserer Identität verankert und beeinflussen unser Verhalten, unsere Entscheidungen und unsere Interaktionen mit anderen. Sie entstehen aus einer Mischung genetischer, epigenetischer, sozialer und persönlicher Einflussfaktoren und stehen in ständiger Wechselwirkung mit unseren Charaktereigenschaften, Motiven und Kompetenzen. Durch das Verständnis dieser Wechselwirkungen können wir ein besseres Selbstbewusstsein entwickeln und bewusstere Entscheidungen treffen, die im Einklang stehen mit unseren Grundüberzeugungen.
Der LINC Personality Profiler (LPP) analysiert genau diese drei Aspekte der Persönlichkeit: Charakter, Motive und Kompetenzen. Als Grundlage dient das psychologische Standardmodell der Persönlichkeit: die BIG FIVE. Der LPP stellt einen neuen Ansatz im Bereich der Persönlichkeitsanalyse und -entwicklung dar. Die individuellen Ergebnisse ermöglichen einen völlig neuen Blick auf die eigene Persönlichkeit und bilden – idealerweise in Kombination mit Training oder Coaching – den Ausgangspunkt für echte, nachhaltige Weiterentwicklung. Interesse?