Von nichts kommt nichts – wie Sie der agilen Arbeitswelt gerecht werden
Mein Klient, ein Vorstand in einem der größten US-Coaching-Unternehmen, hatte genau diese Erkenntnis auch für sich gewonnen. Die Situation: Seit zwei Monaten hat das Unternehmen, in dem er für die Inhalte zuständig ist, einen neuen CEO, 20 Jahre jünger als Craig und ein „prozessverliebter agiler Macher“. „Er hat meinen größten Respekt. Für mich ist eigentlich ein Traum wahr geworden. Über zwei Jahre hatten wir einen CEO, der nichts verändern wollte. Jetzt haben wir einen CEO, der offen und neugierig ist, sehr wachstumsorientiert und agil. Für mich ist das eine komplett neue Situation. Aber ich muss lernen, mich darauf einzulassen. Ich bin es gewohnt, meine Ideen dominant umzusetzen. Ich bin ein Leader par excellence – presche gerne vor. Das geht jetzt gar nicht mehr. Meine konkrete Frage lautet: Wie kann ich die Erkenntnisse aus meinem LINC-Personality Profiler (*ein Persönlichkeitstool auf Basis der Big Five) nutzen, um die Herausforderungen, vor allem in der Kommunikation, mit meinem neuen Vorgesetzten zu adressieren und mich als Führungskraft weiterzuentwickeln?“
„Was genau möchten Sie weiterentwickeln?“, frage ich als erstes.
„Ich muss meine Kommunikation und meinen Kommunikationsansatz ändern.“
„Was genau?“, will ich weiterwissen.
„Ich bin sehr enthusiastisch, strahle viel Energie aus und schlage gerne konkrete Ideen vor. Das funktioniert bei diesem Typ nicht wirklich. Ich habe bei unserem ersten Projekt zehn Tage gebraucht, um herauszufinden, was er will.“
Der LINC Personality Profiler führt ihn zu folgenden Erkenntnissen:
Enthusiasmus
Menschen mit einer hohen Ausprägung des Enthusiasmus lassen sich schnell begeistern und teilen diese Begeisterung auch aktiv mit anderen. Bei Craig führt sein großer Enthusiasmus bislang dazu, dass er sehr schnell in die Umsetzung geht, statt sich von Beginn an die notwendige Zeit zu nehmen, um die Projektziele und -ergebnisse sauber zu definieren. Anstelle einer transparenten Kommunikation setzt er bislang die Schritte, die er für richtig hält, einfach um. Auf dem Weg zum Ziel verliert er dabei seinen CEO – so kommt es immer wieder zu Missverständnissen.
Als ersten Verbesserungsschritt nimmt er sich vor, einzelne Prozesse ab sofort schriftlich und mündlich mit dem CEO abzustimmen. Dazu will er einen Teams-Ordner anlegen, über den der regelmäßige Austausch stattfindet und in dem jeder, jeden einzelnen Schritt nachvollziehen kann.
Darüber hinaus will er sich in Zukunft weniger auf seine Leidenschaft – Promotion der Coachingprodukte – sondern mehr auf die Entdeckung neuer Möglichkeiten im Prozess fokussieren.
„Wie kann es Ihnen gelingen, diese neue Herangehensweise aktiv und nachhaltig im Alltag umzusetzen?“, will ich von ihm wissen.
„Ich muss es einfach tun,“ antwortet Craig.
„Was noch?“, frage ich ihn. Stille.
„Was halten Sie davon, Ihren Enthusiasmus zu nutzen und ihm eine neue Richtung zu geben? Statt wie bisher mit großer Leidenschaft auf die schnelle Produktentwicklung und umfangreiche Marketingaktivitäten zu setzen – Ihren Enthusiasmus jetzt in Richtung agile Prozessorientierung einzubetten?“ Craig ist begeistert: „Genau das ist die Lösung! So kann ich meinen neuen Weg authentisch gehen. Ich bin grundsätzlich offen und bereit zu lernen. Diesen Lernpfad mit Enthusiasmus zu gehen, ist genau mein Ding!“
Dominanz
„Meine hohe Dominanz ist sicher ein Hindernis! Ich muss lernen, weniger direktiv zu sein und weniger dominant zu kommunizieren. Statt zu sagen: ‚Das werde ich tun – basta‘, sollte ich neugierig und lernbereit sein, wie der Prozess ausgehen könnte. Ich muss lernen, mich auf den agilen Prozess einzulassen, statt die Richtung bestimmen zu wollen.“ reflektiert Craig.
Fantasie
Craig’s hohe Ausprägung in der Facette Fantasie führt dazu, dass er schon das große Bild vor Augen hat, während der CEO noch mit dem Startpunkt im Prozess beschäftigt ist. Craig’s Denken in Visionen sowie seine außergewöhnlich gute Vorstellungskraft, führen dazu, dass er den CEO, gerade in agilen Prozessen, verliert. Für ihn ist die Vision schon klar, während der CEO noch dabei ist, sie zu definieren.
„Ich habe viel Zeit verloren, weil ich mich an meiner Vision orientiert habe, ohne seine zu hinterfragen. Mir wird jetzt erst klar, dass er seine Vision entwickelt und nicht von Beginn an vor Augen hat. Ich muss lernen, mich auf diesen Entwicklungsprozess einzulassen.“
Offenheit
„Was mir hilft, ist meine Offenheit. Ich interessiere mich für neue Entwicklungen und liebe kreative Lösungen. Ich liebe es zudem, alte Muster zu hinterfragen, neue Aktivitäten auszuprobieren, selbst wenn sich der bisherige Weg bewährt hat. Kurzum: Ich liebe die Veränderung und stehe ihr offen gegenüber.“
Offenheit ist eine sehr gute Voraussetzung für agile Transformationsprozesse, die Craig dabei hilft, Treiber des Wandels zu sein. Seine Reflektion dazu war vorbildlich: „Als Top-Leader bin ich seit vielen Jahren nicht mehr in der Position des ‚Lernenden‘ gewesen. Das ist jetzt eine großartige und wirklich interessante Gelegenheit, nicht der Experte des Prozesses zu sein.“
Kooperation:
„Eine der wesentlichen Anforderungen der agilen Arbeitswelt ist die Kooperation,“ schreibt Prof. Dr. Puppatz in seinem Artikel. Und weiter: „Flache Hierarchien und Teamarbeit ersetzen immer mehr die alten, eingefahrenen Strukturen. Wer hier erfolgreich sein will, sollte also besser Teamplayer als Einzelkämpfer sein. Diese Eigenschaft schlägt sich in der (Charakter) Dimension Kooperation nieder.“
Genau dieser Anforderung entspricht das Persönlichkeitsprofil von Craig. Seine kooperativen Eigenschaften – Vertrauensorientierung, Altruismus, Bescheidenheit und Empathie – unterstützen ihn in seinem Vorhaben, sich auf die agile Lernreise einzulassen. Als regelrechter Booster wirkt für ihn, dass der CEO ihm das Vertrauen, dass er ihm entgegenbringt, zurückgibt: „Er unterstützt mich sehr, vertraut mir, hat mich speziell für diese Position ausgesucht und will, dass ich erfolgreich bin. Ein gutes Umfeld, um zu wachsen.“
Wenn auch Sie wissen wollen, in welchem Umfeld Ihnen optimale Chancen geboten werden, an denen Sie wachsen können bzw. ein Missmatch vermeiden wollen, lohnt sich ein Blick auf Ihre Persönlichkeitsmerkmale im Sinne des Big-Five-Modells (das vorherrschende Modell in der Psychologie zur Beschreibung von Persönlichkeit). So können Sie herausfinden, welche Charaktereigenschaften und Kompetenzen für Ihre aktuelle Herausforderung ein gutes Match sind und wie Sie ein Missmatch vermeiden bzw. proaktiv begegnenSollten Sie dahingehend Unterstützung benötigen, melden Sie sich gerne bei mir – gemeinsam finden wir die für Sie optimalen Chancen, an denen Sie wachsen können!