Vom Erkennen zum Handeln: Eine Führungskraft im Spiegel des Coachings

In meinem Coaching-Alltag habe ich das Privileg, Führungskräfte auf ihrem Entwicklungsweg zu begleiten. Jede meiner Klientinnen und jeder meiner Klienten macht vorab einen LINC Personality Profiler. Dieses innovative Tool der Persönlichkeitsdiagnostik, das ein detailliertes Verständnis individueller Persönlichkeitsmerkmale bietet, liefert mir stets einen tiefen Einblick in die Persönlichkeit, die Motive und die Kompetenzen meiner Klientinnen und Klienten. So kann ich die Bedürfnisse und individuellen Entwicklungsbereiche von Anfang an präziser identifizieren und mein Coaching dementsprechend maßgeschneidert und effektiv gestalten. Heute möchte ich die Fortschritte einer Klientin teilen, die ich über sechs Monate begleitet habe. Ihre Coachingziele: mehr Souveränität und Effektivität (Fokus) in ihrer Arbeit sowie eine stärkere Selbstführungskompetenz. Ihre Reflexionen sind ein lebendiges Zeugnis der Selbstoptimierung und der bewussten Führung.

Die Reise mit der STOP-Technik

„Welche Techniken und Maßnahmen haben Ihnen geholfen?“, fragte ich, um das Gespräch zu starten. „Die STOP-Technik hat sich als unschätzbar wertvoll erwiesen. Sie hat mir entscheidend dabei geholfen, auf meinem Weg zu mehr Souveränität und in Momenten der Entscheidungsfindung innezuhalten. Dieses Vorgehen ermöglichte es mir, in herausfordernden Situationen bewusst zu reagieren, statt impulsiv zu handeln“, begann sie. „Ein kleines Post-it auf meinem Computer erinnert mich, innezuhalten, zu atmen, zu beobachten und dann bewusst fortzufahren. Dieser tägliche Anker hilft mir, bewusst zu handeln.“ STOP steht in diesem Falle für – Step back – Take a breath – Observe – Proceed. „Zum Beispiel gab es ein Meeting, in dem ein hitziges Thema diskutiert wurde und alle auf eine sofortige Antwort von mir warteten. Indem ich die STOP-Technik anwandte, nahm ich mir einen bewussten Moment der Ruhe, atmete tief durch und konnte dann eine besser durchdachte und auch selbstsichere Entscheidung präsentieren, statt überstürzt zu reagieren.“ Sie fährt fort: „Aus dem LINC Personality Profiler ist mir klar geworden, dass mein starkes Stressempfinden im Alltag auf meiner hohen Sensibilität beruht, verbunden mit einer hohen Innenorientierung. Ich brauche Zeit, Dinge mit mir selbst auszumachen. Auch wenn es nur ein paar Sekunden sind – und das klingt fast utopisch – so sind diese aber extrem effektiv für mich.“

Dopamin-Spürsinn und Selbstfürsorge

„Und wie behalten Sie den Fokus bei und pflegen Ihre mentale Gesundheit?“, fragte ich weiter. Die Führungskraft überlegte kurz, bevor sie antwortete: „Ich habe gelernt, mir selbst Fragen zu stellen, die meine Dopaminquellen anregen und Selbstfürsorge priorisieren. Fragen wie 'Wo ist mein Dopamin? Wofür kann ich dankbar sein? Was kann ich auch bei der Arbeit genießen?' lenken meine Aufmerksamkeit aufs Positive. Aufgrund meines hohen Anspannungsniveaus – ich habe die Tendenz, mir Sorgen zu machen und bin schnell beunruhigt – lag mein Fokus bislang immer auf dem ‚Zuviel‘. Durch das Coaching habe ich gelernt, auf das zu schauen, was mir Freude macht und das Zuviel durch besseres Setzen von Grenzen zu minimieren. Ich habe erlernt, echte Energiequellen zu erkennen und bewusst Pausen zu machen, wenn nötig“, fuhr sie fort. „Das bewusste Nein-Sagen hat mir geholfen, mich besser abzugrenzen und steht immer für ein glühendes Ja zu etwas anderem in meinem Leben.“

Entwicklung emotionaler Kompetenzen

"Welche Kompetenzen konnten Sie während dieses Prozesses ausbauen?", fragte ich, denn Kompetenzentwicklung war ein zentrales Thema im Coaching. Sie dachte einen Moment nach und begann dann: „Durch das Coaching mit Ihnen habe ich meine Fähigkeit zur kognitiven Empathie entdeckt. Dass ich eine hohe Empathie habe, hat auch der LINC Personality Profiler klar gezeigt. Hier habe ich den Höchstwert. Vor dem Coaching habe ich ausschließlich affektive Empathie gelebt, bei der man ja emotional mit jeder Situation, jedem Problem mitschwingt. Im Gegensatz dazu ermöglicht es mir die kognitive Empathie, die Perspektive anderer zu verstehen, ohne deren Gefühle selbst zu übernehmen. Das ist besonders im Umgang mit meinen Stakeholdern von Vorteil. Ich kann ihre Bedenken und Motivationen erkennen und berücksichtigen, ohne selbst davon emotional überwältigt zu werden.“

Sie reflektierte weiter: „Diese Differenzierung zu verstehen und anzuwenden, war wie das Erlernen einer neuen Sprache – einer Sprache, die Logik und Verständnis über bloßes Fühlen stellt. Es ermöglichte mir, konstruktiv zu bleiben, auch in hitzigen Diskussionen. Ich konnte einen Schritt zurücktreten, analytisch bewerten und dann bewusst handeln, anstatt nur zu reagieren.“

„Und wie hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?“, hakte ich nach. „Ich konnte Gespräche und Verhandlungen effektiver gestalten“, sagte sie. „Durch meine Konzentration auf die kognitive Empathie konnte ich besser auf die Bedürfnisse meines Gegenübers eingehen und Lösungen entwickeln, die für alle Beteiligten akzeptabel sind. Gleichzeitig blieb ich von emotionalen Turbulenzen unberührt, was meine Entscheidungsfähigkeit und mein Wohlbefinden signifikant verbessert hat.“

Dieser Fortschritt in der kognitiven Empathie und die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel sind ein klares Beispiel dafür, wie die Entwicklung spezifischer emotionaler Kompetenzen die Führungsqualität und die Interaktionsdynamik im beruflichen Kontext maßgeblich verbessern kann.

Techniken und Tools: Eine gemischte Erfahrung

"Auf welche Tools, die Sie im Coaching kennengelernt haben, könnten Sie verzichten?", erkundigte ich mich. „Ich habe einige Apps für meine Selbstreflexion getestet in der Hoffnung, dass sie benutzerfreundlich sind und mir Zeit und Aufwand sparen. Meine Hoffnung war, mithilfe der Apps tägliche Übungen effizient in meinen Tagesablauf integrieren zu können. Die Apps haben aber eigentlich mehr Frustration als Fokus gebracht. Und die schriftliche Reflexion – die ist zwar mega effektiv, aber noch immer eine Herausforderung für mich“, gestand sie.

Nachhaltige Integration von Selbstmanagement-Tools

„Und welche Maßnahmen verfolgen Sie weiterhin?“, fragte ich, um sie zu motivieren. „Action-Reflection und regelmäßige Check-ins und Check -outs sind essenziell für mich, um mich auf das wirklich Wichtige zu fokussieren. Ich möchte diese Techniken fest in meinen Alltag integrieren und als Teil meiner neuen Rolle als Executive Consultant weiterentwickeln. Ich arbeite aktuell an der Integration in meinen Alltag. Dazu muss ich lernen, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Mein LINC Personality Profiler zeigt hier klar meine Herausforderung: Ich habe eine hohe Entspanntheit – schiebe also ‚lästige‘ Dinge gerne auf die lange Bank. Der Action-Reflection-Prozess ist ganz klar lästig für mich. Also in dem Moment, in dem ich ihn ausfüllen muss. Hier ist mehr Disziplinorientierung gefragt. Die muss ich lernen. Dazu freue ich mich auf Ihre Unterstützung im weiteren Coachingverlauf“, führte sie aus.

Das große Bild: Ziele setzen und verfolgen

Zum Schluss fragte ich: „Was ist Ihre größte Lernherausforderung?“ Sie antwortete ohne Zögern: „Ziele zu setzen, zu fokussieren und mehr Disziplinorientierung. Ihr Coaching hat mir viele Türen geöffnet und wertvolle Impulse gegeben, mein Verhalten zu formen und eine disziplinierte Selbstführung zu erreichen.“

Die Fortschritte meiner Klientin zeigen deutlich, wie gezieltes Coaching Selbstführung und Entscheidungsstärke fördern kann. Ihre Anwendung der STOP-Technik, die Integration von Selbstfürsorge und der Aufbau kognitiver Empathie sind wertvolle Schritte auf ihrem Weg zu mehr Souveränität und Selbstführungskompetenz. Als ihr Coach bewundere ich ihre Fähigkeit, sich diesen Herausforderungen zu stellen und ihre Führungskompetenzen kontinuierlich zu verbessern.

Ihre Antworten spiegeln ihre Reise wider, ihre bewusste Entscheidung für Selbstführung und Entwicklung. Ihre Entschlossenheit, neue Strategien zu lernen und anzuwenden, ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Führungskräfte durch Coaching neben ihrer Arbeitsweise auch ihre Lebensführung nachhaltig transformieren können.