Virtual Executive Presence in 4 Schritten

So heben Sie Ihre Online-Ausstrahlung auf ein hohes Level
Der Lockdown war gerade zwei Monate vorbei – da erhielt ich eine Sparring-Anfrage von einer CEO: „In meinen f-2-f Gesprächen mit Mitarbeitern hatte ich immer einen response – zumindest gefühlt. Das Feedback fällt in f-2-f Videocalls jetzt weg. Auch in den Online-Meetings fehlt mir das. Jetzt ist es ein Publikum, das ich nicht sehe, rieche, höre… diese Situation, aufgrund der aktuellen Entwicklung, ist für mich komplett neu. Früher fühlte ich, was das für Menschen sind, zu denen ich spreche – ich hatte einen direkten Bezug. Doch jetzt sind es nur kleine bunte Vierecke auf einem Bildschirm… Das Thema virtuelles Arbeiten möchte ich sehr gerne weiter befeuern – sogar noch sehr viel intensiver als aktuell. Die viele Konferenzreiserei eindämmen – das ist mein Ziel. Dazu möchte ich meine Online-Ausstrahlung und Führungsskills auf ein hohes Level heben.“

Auszüge aus unserer Sparringsarbeit: 4 Schritte zur Virtual Executive Presence

Im Sparring sprachen wir zunächst darüber, dass das Thema Remote Leadership aktuell, insbesondere für Executives, die Gelegenheit ist, herausragende Führungsqualitäten zu zeigen! Die Vorbildfunktion ist wichtiger denn je – mit dem Ziel, Vertrauen und Zuversicht zu vermitteln. Viele Mitarbeiter fühlen sich allein und isoliert in ihrem Homeoffice. Genau hier müssen Führungskräfte ihre Mitarbeiter abholen und Vertrauen aufbauen, indem sie z. B. Verletzlichkeit und Gefühle zeigen.

Für die CEO startete die Reise genau hier: „Wie geht das – Verletzlichkeit und Gefühle zeigen in einem Videocall?“

Kamera läuft! Die CEO saß in meinem Coachingstudio vor der Kamera – wie in einem Videocall – und simulierte eine Meeting-Situation. Anschließend analysierten wir Schritt für Schritt – oder besser: Mimik für Mimik, Satz für Satz, Gestik für Gestik etc. – ihre ‚Rüberkomme‘. Sich selber sehen, hören und den eigenen Spirit fühlen, ist so erkenntnisreich. Im ersten Schritt ging es für die CEO nur darum, die eigene Wirkung wahrzunehmen. Ihr größtes ‚ad hoc‘ take away: „Ich rede viel zu schnell, wie ein ICE – da kann mir ja keiner folgen.“ Damit war die Aufgabe für die erste Woche schon nach der ersten Stunde klar: Langsamer reden (v. a. in den Online-Meetings) und Pausen einbauen. Was fast schon banal klingt – hat große Wirkung: Pausen bringen Souveränität, Sympathie und sind machtvoll.

Anschließend teilten wir den Coaching-Raum in 4 Bereiche ein:

ACT – SEE – HEAR – FEEL: die 4 entscheidenden Schritte zu einer Virtual Executive Presence.

ACT – vor allem mit Gravitas. 66% der Virtual Executive Presence sind Gravitas. Hier geht es darum, wie man in der Kommunikation Vertrauen vermittelt. Wie man, auch unter Druck, handlungsfähig bleibt. Wie man entschlossen handelt – mit Substanz. Wie es gelingt, Respekt zu erlangen – auch online. „Kein Problem für mich – solange ich im Raum mit Menschen bin. Online fühle ich mich dann wie amputiert und frage mich: Wie gelingt es mir, Vertrauen zu vermitteln, insbesondere wenn ich z. B. unter Druck stehe, und wie in der letzten Zeit immer öfter, schlechte Nachrichten überbringen muss?“

Ergebnisse aus unserem ‚Frage-Antwort-Setting‘

  • Bauen Sie einen starken und transparenten Kommunikationsrahmen auf – unabhängig davon, ob die Nachrichten positiv oder negativ sind. Je transparenter die Kommunikation, desto größer das Vertrauen. Trauen Sie sich zuzugeben, wenn etwas nicht rund läuft. Seien Sie transparent!
  • Schaffen Sie eine Online-Etikette – auch das schafft Vertrauen! Dazu gehört u. a. das Klären scheinbar banaler Abläufe und Fragen, die schnell Sand ins Getriebe bringen, wenn sie nicht geklärt werden: Gibt es eine Tagesordnung? Wer hat welche Rolle und Verantwortlichkeit? Wer leitet das Meeting? Ziel: Die CEO konzentriert sich auf das ganze Team und hat z. B. einen Assistenten, der die Wortmeldungen für sie sortiert.
  • Verkürzen Sie die Meeting-Zeit auf 45 Minuten – das schafft Freiraum – z. B. für persönlichen Austausch im Anschluss an das Meeting oder einfach mal eine Pause. In einer virtuellen Welt zu sein erfordert mehr Energie, die Menschen sind schneller erschöpft. Wenn Sie Ihre Zeit grundsätzlich auf 45 Minuten verkürzen, haben Sie und Ihr Team 15 Minuten Zeit, um aufzustehen – Energie tanken, frische Luft, etwas Wasser, Kaffee usw. – vor dem nächsten Call.

SEE – das ist eine der zentralen Erfolgsgeheimnisse für Virtual Executive Presence. Wir sehen, bevor wir hören und beurteilen. Prüfen Sie Ihren Auftritt, bevor Sie anfangen. Schalten Sie dazu Ihr Smartphone ein und nehmen eine Sequenz auf. Wie ist Ihre Rüberkomme? Jogging-Shirts sind zwar bequem – sie vermitteln gleichzeitig aber auch eine klare Botschaft: Freizeit & Wohlfühlen. Wenn das die Botschaft ist, die Sie vermitteln wollen – dann rein in den Sweater. Schon Gottfried Keller hat gesagt: „Kleider machen Leute und das zählt heute wie morgen.“

Wählen Sie Ihr Outfit passend zur Botschaft, die Sie transportieren möchten. Achten Sie auf Ihre Gestik und Mimik – auch die sieht Ihr Gegenüber bis ins kleinste Detail: Gesichtsausdrücke sind ein offenes Buch – jeder sieht im Videocall alles. Nutzen Sie die Mimik – sie beinhaltet unzählige Möglichkeiten Vertrauen aufzubauen, z. B. über die Augen, Ihren Blick. Apropos Augen. Suchen Sie den Augenkontakt zu Ihren Zuschauern. Schauen Sie dazu immer direkt in die Kamera, das hilft Ihrem Gegenüber. Das strahlt Vertrauen aus. Kleiner Trick: Klicken Sie Ihr Bild und das Bild Ihres Gegenübers einfach weg und konzentrieren Sie sich nur auf das ‚schwarze Loch‘ der Kamera. Stellen Sie sich das Gesicht des Gegenübers vor und kommunizieren, als ob er/sie vor Ihnen stünde. Wenn andere sprechen, nutzen Sie die Zeit und beobachten Sie Ihre Teilnehmer. Was sehen Sie? Wie glauben Sie, fühlt sich Ihr Gegenüber gerade? Greifen Sie direkt im Anschluss zum Hörer, wenn Sie glauben, dass es ihr/ihm nicht gut geht. Suchen Sie den direkten Kontakt – schaffen Sie Nähe.

HEAR – gute Kommunikation erzählt viele Geschichten. Wecken Sie das Interesse der Menschen für das, was Sie sagen. Stellen Sie Fragen. Zeigen Sie Interesse an den Menschen, die Ihnen zuhören. Bringen Sie die Menschen dazu, sich zu engagieren. Achten Sie darauf, was Ihr Gegenüber von Ihnen hört und wie Sie wirken: Viele ‚Ähmmms…‘ führen dazu, dass Sie unsicher wirken. Vermeiden Sie Füllwörter – formulieren Sie klar. Sprechen Sie die Menschen mit Namen an. Sprechen Sie in Ihrer Eigentonlage (zu hohe Stimmen wirken nervös!) – lernen Sie, Ihre Stimme auf dem richtigen Niveau zu kontrollieren. Achten Sie auf Ihr Sprechtempo und entdecken Sie die Varianz. Seien Sie sich Ihrer Sprache SelbstBewusst! Achten Sie auf die Aussprache, damit Sie auch online klar zu verstehen sind. Es geht darum, Ihre Stimme nach außen zu projizieren, auf die Menschen, mit denen Sie reden. Nutzen Sie die Pause als Machtinstrument. Halten Sie inne, um Wirkung zu erzielen und eine klare Botschaft zu vermitteln.

FEEL – zeigen Sie Emotionen und lassen Sie Verletzlichkeit zu. Sprechen Sie mit Ihrem Team – senden Sie eine E-Mail nach dem Videocall, wenn Sie etwas sehen, das außerhalb der Norm liegt – greifen Sie zum Hörer und reden – das baut Vertrauen auf. Teilen Sie Ihre eigenen Erfahrungen und stellen Sie eine Verbindung zu den Menschen in Ihrem Team her.

Take aways:

  1. Schärfen Sie Ihr Bewusstsein für Virtual Executive Presence.
  2. Erwecken und erhalten Sie Vertrauen.
  3. Entwickeln Sie die bestmögliche Virtual Executive Presence von sich selbst.
  4. Faszinieren Sie Ihre Zuschauer.
  5. Stellen Sie eine emotionale Verbindung zu Ihrem Team her.

 

Das Ergebnis: Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung

Das Ergebnis hat die CEO selbst in einer Feedback-E-Mail formuliert. Hier ein Auszug: „Antoine de Saint-Exupery hat mal gesagt: ‚Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.‘ Dies gilt auch umgekehrt für einen guten Videocall: Wenn man die eigene Blickrichtung anpasst, wird man richtig gesehen… Genau diese neue Sicht – im doppelten Wortsinn – war eine neue Erkenntnis. Eigentlich ist es ja naheliegend, sich die Frage zu stellen, wohin genau fokussiert die Kamera und wie erreiche ich schließlich den unmittelbaren Blickkontakt mit meinem ‚nicht-physischen‘ Gegenüber? Parallel war der Hinweis hilfreich, das eigene Bild und ebenso das des Anderen, auszublenden bzw. zu minimieren, um eine möglichst realitätsnahe Gesprächssituation herzustellen. Also alles in allem ein neuer Blick auf die neue Kommunikationssituation. Vielen Dank dafür.“