Raus aus dem Tagestrott – die größte Hürde der Transformation!

„Lassen Sie es mich auf den Punkt bringen: Wir schaffen es nicht, uns aus dem Tagesgeschäft zu befreien und um die in diesen Tagen wirklich wichtigen Themen zu kümmern. Und dann die Presse: immer wieder lesen wir in den Artikeln von Manager Magazin bis Harvard Business, worauf Führungskräfte ihren Fokus legen sollen. Nur alles, was man liest – dem werden wir beim besten Willen nicht gerecht: Mehr um die Mitarbeiter kümmern, effizientere Prozesse einführen, Unternehmenskultur nicht nur auf dem Papier, sondern im Alltag leben, Talent Management einführen, Entwicklung der Führungskräfte usw. Jedes Mal, wenn wir darüber sprechen und das Gespräch beenden, gehen wir wieder über zum Tagestrott. Raus aus dem Tagestrott – das ist die größte Hürde! Das begleitet uns seit Jahrzehnten. Immer der gleiche Trott. Das wird uns von unseren Mitarbeitern auch angekreidet. Wir haben tolle Ideen, aber wir schaffen die Umsetzung nicht. Bestes Beispiel: Weniger Kontrolle – mehr Vertrauen. Misch dich nicht überall ein – schenk Deinem Mitarbeiter Vertrauen. Findet bei uns nicht statt.“

„Wie könnte Ihnen ein Coaching dabei helfen?“ frage ich den Klienten, nachdem er mehr als eine viertel Stunde ohne Punkt und Komma geredet hat.

„Sie könnten uns bei der Transformation helfen. Wir schaffen es alleine nicht, uns zu transformieren. Da kommt immer wieder der Alltag dazwischen. Wir haben nie das Gefühl, dass es Raum für Veränderungen gibt.“

Wir sind uns einfach nicht einig

„Was ist Ihre größte Herausforderung?“

„Die Kommunikation untereinander. Wenn einer von uns mal eine Idee umsetzen will, dann müssen wir es ja auch immer noch abstimmen mit den Boardkollegen. Das ist einerseits toll – das machen wir seit Beginn so. Andererseits mega anstrengend, weil wir unterschiedliche Vorstellungen haben. Wir sind uns in vielen Themen einfach nicht einig.“

„Wie versuchen Sie bisher Einigkeit herzustellen?“

„Wir reden miteinander. Aber wir haben schon ganz viel geredet und immer wieder sagen wir uns, wir müssen was ändern und versuchen es immer wieder. Dann scheitert es an der Umsetzung. Derweil dreht sich die Welt da draußen immer schneller. Das Hauptproblem ist Zeit. Wir finden einfach keine Zeit! Schließlich ist da auch noch der kaufmännische Druck. Wir sind ja dem Wachstum verpflichtet.“

Mission impossible

„Die Frage ist: Welches Ziel haben Sie? Was genau wollen Sie mit der Transformation erreichen? Und in welcher Zeit? Lassen Sie es mich in eine Metapher fassen: Wenn ein 120 kg schwerer Mensch zu mir kommt mit dem Ziel, in einem Jahr den New York Marathon zu laufen und z. B. nur bereit ist, einmal im Monat zu trainieren, ist die klare Antwort: Mission impossible!

Der Weg, den Sie vor sich haben, ist vergleichbar mit dem Marathonbeispiel. Sie brauchen Geduld, persönliches Engagement, aber vor allem ein hohes Committment! Mit dem Spruch ‚wir finden oder haben keine Zeit‘ lügen Sie sich in die eigene Tasche. Übersetzt heißt das: Wir haben andere Prioritäten! Wenn morgen ein Projekt reinkommt, das hohes Wachstum verspricht, da finden Sie jede Wette unendlich viele Zeitfenster in Ihrem Kalender. Wenn es um notwendige Transformationsschritte geht, ist der Kalender voll! Erst wenn Transformation für Sie Priorität hat – wie z. B. ökonomische Erfolge – finden Sie auch Zeit!“

Wachstum, Wachstum, Wachstum

„Unser Problem ist, dass Wachstum sofort messbar ist. Das lenkt uns immer wieder in diese Richtung.

„Ich frage Sie nochmal: Was ist genau Ihr Ziel? Ein ‚weiter so wie immer‘ birgt die Gefahr, dass Sie entscheidende Entwicklungen verpassen. Trends nicht erkennen. Potentiale bleiben ungenutzt. Anstatt sich auf taktische oder kurzfristige ökonomische Fragen zu konzentrieren, gibt eine transformationale Führungspersönlichkeit eine Vision vor. Dabei ist klar: Die Welt ist schnelllebig und Unternehmen müssen sich verändern, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen, um an der Spitze zu bleiben oder um Störungen zu überstehen. Dafür müssen Unternehmenslenker Transformation nicht als Schreckgespenst, sondern als Lösungsmodell betrachten und ihr Priorität geben. Selbstverständlich sind ehrgeizige Transformationsprogramme in der Regel mit einem enormen Zeit- und Ressourcenaufwand verbunden. Doch klar ist auch: Das aktuelle Geschäftsumfeld – die steigende Inflation, die makroökonomische Unsicherheit u.v.m. – hat die Notwendigkeit von Transformation noch erhöht. Wegducken und weiter so hat eine begrenzte Perspektive. Welche Perspektive wollen Sie für Ihr Unternehmen?“

Keine Zeit für Perspektive

„Das ist eine gute Frage. Dazu hatten wir ja noch gar keine Zeit – oder besser, wir haben uns noch keine Zeit genommen, das zu klären. In erster Linie ist das alles auch eine extreme persönliche Herausforderung. Ich habe jetzt verstanden: Wir müssen Prioritäten setzen – den Transformations-Block im Kalender rausschneiden, dann schaffen wir das! Würden Sie uns dabei unterstützen?“

„Vorausgesetzt, Sie committen sich zu 100% zu dem Prozess. Ich arbeite ausschließlich mit Klienten, die auch bereit sind, den Transformationsprozess zu priorisieren. Halb zog sie ihn – halb sank er hin – das funktioniert im Alltag nicht. Ich habe den Anspruch, dass Sie nach einem Jahr locker durchs Ziel laufen und zumindest die Kilometer des Marathons schaffen. An der Bestzeit gilt es dann immer weiter zu feilen. Das ist ein lebenslanger Prozess! Transformation ist kein Marathon – sondern ein Ultra.“

Mehr zu mir und weiteren spannenden Themen finden Sie unter www.dorettesegschneider.de.

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