Homeoffice? So überzeugen Sie die Unternehmensführung

Das Thema des „New Work“ ist leider immer noch Thema in vielen Unternehmen. Allzu oft trauern die Vorgesetzten der alten Zeit nach, als sie noch all ihre Mitarbeiter in den Büros zählen und im Auge halten konnten. In meinem neuen Blogbeitrag zeige ich Ihnen auf, wie es gelingen kann, Ihren Vorstand oder Eigentümer von der neuen Zeit überzeugen zu überzeugen.

„Erzählen Sie mir etwas ausführlicher – wie geht er vor, wenn er versucht, Sie von Büropräsenz zu überzeugen?“

„Er versucht, uns mit seinen Argumenten zu überzeugen und Beweise zu generieren, dass z. B. im Homeoffice weniger Emails geschrieben würden. Was – als wir es auf seine Bitte überprüft haben – gar nicht stimmte. Für ihn zählt wirklich noch der ‚Bürostuhl-Faktor‘ – also wie lange jemand auf seinem Bürostuhl sitzt.“

„Seine Strategie ist also, Sie mit Argumenten zu überzeugen?“

„Ja genau, davon bringt es gefühlt Unzählige, aber alle aus der alten Welt. Die passen einfach nicht mehr in diese Zeit. Es hat sich mittlerweile auch ganz klar eine ‚Wand‘ zwischen ihm und uns, dem Board, aufgebaut. Da knirscht es heftig, wenn das Thema Homeoffice aufkommt!“

„Was würden Sie sich wünschen, wie das nächste Gespräch über ‚Homeoffice‘ ausgeht? Inwieweit könnten Sie seine Vorliebe für Argumente nutzen?“

„Na zunächst einmal, dass er uns zuhört. Dass er sich unsere Argumente anhört und Offenheit gegenüber der veränderten Arbeitswelt zeigt.“

„Was könnten Sie von Ihrer Seite aus tun, dieses Ziel zu erreichen? Was wäre ein erster Schritt?“

Erfolgsfaktor Struktur

Mein Klient überlegt. Ich schildere ihm als Impuls die drei Ebenen eines Gesprächs:

Entscheidend für ein erfolgreiches Gespräch sind eine klare Struktur und eine gute Vorbereitung. Darüber hinaus ist es wichtig, sich vorher immer wieder zu vergegenwärtigen: Auf welcher Ebene bin ich gerade unterwegs. Ein Gespräch hat drei Ebenen:

  • Inhalt - Gibt es Klärungsbedarf auf der inhaltlichen Ebene?
  • Methode – Gibt es methodisch Klärungsbedarf? Wie arbeiten wir zusammen? Wie kommunizieren wir? Welche Meetings? Welche Agenda / wer macht die Agenda? Wann treffen wir uns? Bei schwierigen Meetings sollt man bspw. zum Abschluss immer einen verbindlichen Actionplan, eine ‚Umsetzungsagenda‘, vereinbaren: Was wird jetzt, wann genau? Wie genau? Von wem genau? … umgesetzt?
  • Psychosozial – Gibt es Klärungsbedarf auf der psychosozialen/emotionalen Ebene? Was braucht es, damit Sie ‚psychosozial‘ – z.B. Vertrauensebene – eine gute Basis haben und was heißt das für Sie in der Gesprächsführung konkret? Welche Formulierungen möchten Sie z. B. einbauen / vorbereiten?

„Noch einmal meine Frage – mit Blick auf die Ebenen – was wäre ein erster Schritt hin zu Ihrem Ziel?“

„Ganz klar auf der inhaltlichen Ebene. Da gibt es viel Klärungsbedarf. Es geht um die Anerkennung einer veränderten Arbeitswelt. Arbeit hat sich inhaltlich verdichtet und findet nicht nur im Büro am Schreibtisch statt. Unsere Mitarbeiter haben einen anderen Anspruch an Arbeit als vor 20 Jahren. Corona hat diese Veränderung nicht herbeigeführt, sondern nur beschleunigt!“

Homeoffice – Das spricht dafür

„Welche Argumente sind aus Ihrer Sicht noch relevant und haben das Potential, den Eigentümer zu überzeugen?“

„Wir beobachten ganz klar, dass sich viele Mitarbeiter deutlich besser konzentrieren und dadurch produktiver sind. Außerdem ist natürlich für viele Mitarbeiter das Arbeiten aus dem Homeoffice ein Benefit und Grundvoraussetzung, sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden. Wir schaffen es so auch besser, qualifiziertes Personal zu halten und dazu zu motivieren, weiter produktiv für uns tätig zu sein. Das ist in Zeiten von ‚war of talents‘ ein wichtiges Argument!“

„Gibt es noch weitere Argumente?“

„Bestimmt – da würde ich auch gerne meine Board-Kollegen noch mit einbeziehen. Die Tatsache, die Argumente einfach mal aufzulisten und nicht nur mit einem ‚Bauchgefühl‘ in das Gespräch zu gehen, hilft mir schon sehr.“

Gegenbeispielsortierer? Diese Strategie sollten Sie kennen!

„Was können Sie auf der psychosozialen Ebene tun? Was braucht Ihr Chef, dass er Ihnen zuhört?“

„Er ist ein sehr direkter Mensch und liebt Argumente. Ich denke wir sollten ihn proaktiv auf die Möglichkeiten ansprechen und aufzeigen, dass wir uns intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und konkrete Vorstellungen haben. Das Problem ist nur, dass er gerne genau das Gegenteil von dem macht, was man vorschlägt.“

„Das nennt man auch einen Gegenbeispielsortierer“, erkläre ich meinem Klienten.

Gegenbeispielsortierer sind Menschen, die bei Fragen, Unterhaltungen oder Diskussionen sofort die Opposition (Komplementärhaltung) einnehmen und aktiv danach suchen, was sich vom gehörten Inhalt unterscheidet, bzw. dem entgegensteht, was falsch ist oder was schief gehen könnte. Ihre Aufmerksamkeit liegt auf dem Gegensatz. Der Gegenbeispielsortierer schaut eher auf Ungleiches und sucht nach Beweisen, warum etwas nicht richtig ist oder nicht funktionieren kann. Im Team sind Gegenbeispielsortierer – in der Zusammenarbeit - nicht immer angenehm, sie weisen aber auf Herausforderungen hin, die andere möglicherweise übersehen. Der Gegenbeispielsortierer verbindet damit das Gefühl von Freiheit. Deshalb ist es in der Kommunikation wichtig, dem Gegenbeispielsortierer immer Wahlmöglichkeiten/Alternativen anzubieten, dann kann er dort seine Freiheitsliebe ausleben.

„Welche Wahlmöglichkeiten könnten Sie Ihrem Eigentümer denn anbieten?“

„Ist es nicht schon genug Wahl, wenn wir ihm die vielen Argumente darlegen? Was würden Sie vorschlagen?“ fragt mein Klient zurück.

„Sie könnten ihm z. B. die Wahl über unterschiedliche Arbeitszeitmodelle lassen. Darüber hinaus ihm anbieten, zunächst für ein bestimmtes Modell eine Art Probezeit zu vereinbaren, in der Ihr Eigentümer sich von der Leistung und den Vorteilen überzeugen kann. Und das Projekt mit gut dokumentierten Zahlen begleiten. Dokumentieren Sie z. B., was Mitarbeiter am Tag erreichen und laden Sie Dokumente und andere Unterlagen in einer Cloud oder einem Sharepoint hoch, so dass der Eigentümer jederzeit Zugang zu den Ergebnissen hat. Schaffen Sie Transparenz. Daraus erwächst Vertrauen. Sorgen Sie dafür, dass die Vorteile sichtbar werden – auch für den Eigentümer.“

Klare Botschaft an die ‚old school‘

Und noch eine Botschaft habe ich dem Klienten mit auf den Weg gegeben: Die neue Generation, die jetzt in die Führungsetagen der Unternehmen kommt, hat einen digitalen Sozialisierungsprozess hinter sich gebracht hat und stellt die ‚old school‘ tagtäglich in Frage. Das ist ein Fakt. Alte Führungskräfte sperren sich immer noch dagegen. Ich bin überzeugt davon, das hat u.a. damit zu tun hat, dass die große Mehrheit der Unternehmen nach wie vor top-down und sehr hierarchisch geführt werden. Und viele Unternehmen sind sehr erfolgreich damit, bisher! Doch mit Blick auf die Zukunft stellt sich die Frage, ob das in der immer weiter eskalierenden VUCA-Welt nachhaltig funktioniert: Eine einzelne Person kann die immer komplexer und unsicherer werdende Welt allein nicht überblicken und dabei die richtigen Entscheidungen treffen. Unternehmen und Unternehmer brauchen heute mehrere Perspektiven, um dann eine möglichst tragfähige Lösung zu finden. Dazu gehört auch, den Status quo in Frage zu stellen und möglicherweise von Dingen abzuweichen, die ein Unternehmen in den letzten Jahren erfolgreich gemacht haben. Das Präsenz-Office ist nur eines davon.

Wollen auch Sie eine neue Perspektive finden? Sprechen Sie mich an. Ich bin gerne Ihr Sparringspartner!

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