Hat der Depri-Bär Sie schon gefressen? Warum Jammern so gut tut!

Möglicherweise haben Sie in diesen Tagen auch schon Bekanntschaft mit dem Depri-Bär gemacht und möchten ihn lieber heute als morgen wieder loswerden. Er begegnet uns fast täglich – mal in uns selbst oder in Gestalt unseres Gegenübers, sei es die/der MitarbeiterIn oder die/der PartnerIn. Wir befinden uns auf jeden Fall in bester Gesellschaft, wenn wir klagen. Über die Corona-Situation, über zu viel virtuelle Calls, zu viel Stress, zu viel Maske tragen, zu viele Einschränkungen, zu wenig Geld oder zu viel Ärger – Jammerlappen sind allgegenwärtig. Unglücklich sein kommt an, schafft Freunde und schmiedet Freundschaften. Wenn man sich mit jemandem eng verbinden möchte, erzählt man ihm am besten von seinen Problemen. Dann sind die Chancen, Sympathien und Mitleid zu bekommen, am größten. Wenn man dagegen von seinen Erfolgen und seinem Glück berichtet, gilt man schnell als überheblich. Neid kommt auf, die Mitmenschen haben weniger Interesse, sich mit einem zu verknüpfen.

Ja, wir sind ein Volk von Miesepetern und Pessimisten! Jammern gehört zum guten Ton und ist absolut gesellschaftsfähig und Corona liefert für Viele jetzt den Freibrief fürs Jammern. Zuviel Jubel und Glück ruft ohnehin nur Neider auf den Plan. Angesichts der vielen Jammereien, die man tagtäglich so um sich herum zu hören bekommt, könnte man fast meinen, Deutschland sei dem Untergang geweiht. Dabei hätten wir eigentlich genügend Gründe, optimistisch und vor allem zufrieden zu sein.

Das Problem: Menschen neigen dazu, negative Erlebnisse und Gefühle viel intensiver wahrzunehmen und länger im Gedächtnis zu behalten als das Positive. Glauben Sie nicht? Dann überlegen Sie mal, worüber Sie öfter in den letzten Tagen mit Ihren MitarbeiterInnen oder KollegInnen sprechen: Wie Sie die aktuellen Herausforderungen bewältigen oder eher wie sehr Sie getroffen oder genervt von der Pandemie-Situation sind.

Die Optimisten sagen jetzt vielleicht sogar: „Das hält sich die Waage. Ich erzähle doch gern gerade in diesen Zeiten von Erfolgen oder wie ich all den Stress bewältige.“ Das mag sein. Der Unterschied aber liegt darin, dass wir bei der Mitteilung von positiven Nachrichten sehr viel sorgfältiger selektieren. Erzählenswert erscheinen uns nur die wirklich großen, herausragenden Positiv-Erlebnisse, kaum einer möchte den anderen mit Details darüber langweilen, wie sehr man sich gefreut hat, dass sich das Kind weg vom Mathe-Fünfer hin zu einer stabilen Vier entwickelt hat oder dass man es endlich geschafft hat, den Küchenschrank aufzuräumen. Völlig banal auf den ersten Blick aber positiv.

Traurigkeit verbindet

Je weiter die Person, mit der wir sprechen, von uns selbst entfernt ist, das heißt, je weniger wir mit ihr vertraut sind, desto seltsamer erscheint es uns, auch kleinere Positiv-Erlebnisse zu erzählen. Dass man sich darüber geärgert hat, dass der Handwerker nicht zum vereinbarten Termin erschienen ist, dass der Kaffee ausgerechnet dann aus war, als man sich selbst welchen holen wollte, oder dass der Bus heute mal wieder fünf Minuten Verspätung hatte – solche Themen erzählt man dagegen gerne, egal, wie nahe uns das augenblickliche Gegenüber steht. Für dieses Verhalten gibt es zwei Erklärungen.

Menschen interessieren sich nun mal mehr für das Unglück als das Glück der Mitmenschen. „Just bad news are good news“ – nicht nur für Medienmacher eine bewährte Regel, die die Aufmerksamkeit der Leser/Zuschauer/Zuhörer garantiert und Follower bringt. Schaut man zurück in die Steinzeit, macht dieser Gedanke Sinn: Gefahren standen im Fokus, um überleben zu können. Glücksmomente waren zwar willkommen, aber eher zweitrangig, da sie für das Überleben damals irrelevant erschienen. Das Interesse am Unglück ist also eine ganz natürliche Eigenschaft, die wir allerdings längst ablegen könnten, denn die Gefahren in freier Wildbahn sind hierzulande bekanntlich begrenzt.

Der zweite Grund liegt in einem eher unglücklichen Aspekt menschlicher Beziehungen: Traurigkeit ermöglicht wunderbare zwischenmenschliche Verbindungen. Traurigkeit bringt Menschen oft näher zusammen als Glück. Wenn man sich mit jemandem eng verbinden möchte, erzählt man ihm am besten – z.B. in der Kaffeeküche oder in der ‚break-out-session‘ – von seinen Problemen. Dann sind die Chancen, Aufmerksamkeit, Sympathien und Nähe zu bekommen, am größten. Wenn man dagegen von seinen Erfolgen berichtet und seinem Glück, erntet man u.U. Neidgefühle, gilt als überheblich, und viele Menschen haben weniger Interesse, sich mit einem zu verknüpfen oder längere Zeit auszutauschen.

Aus diesem Grund erfahren zum Beispiel Menschen mit depressivem Verhalten oder Verzweiflung den sogenannten Sekundärgewinn ihrer Krankheit. Der Sekundärgewinn verschafft ihnen auf den ersten Blick Erleichterung, da sie viel mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung von ihrem Gegenüber bekommen. Doch auf lange Sicht ist Depression und Verzweiflung extrem zerstörerisch für jeden, der darin involviert ist. Und auch leichte depressive Verstimmungen, unter denen immer mehr Menschen leiden – gerade in der aktuellen Situation – werden oftmals genährt vom Sekundärgewinn, also der Hoffnung auf mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit von außen. Um die Stärke zu finden, aus dem tiefen „Loch“ herauszukommen und die negativen Emotionen zu überwinden, hilft es, z.B. ein Ziel zu haben, das zieht, das zwingend ist und im optimalen Fall Erfüllung bringt. Ein Ziel also, das Aufmerksamkeit und Zuwendung auf der positiven Seite des Lebens auch zukünftig garantiert. Was auch immer die schlechte Stimmung verursacht, der beste Weg ist, den Fokus auf negative Gedanken sofort zu stoppen. Für Leader heißt das, als Role-Model z.B. Handlungsfähigkeit unter Druck vorzuleben und auch die kleinen, erfreulichen News mit den Mitarbeitern zu teilen.

Starten Sie noch heute mit dem „Mini-Anti-Depri-Bär-Programm“

Permanent übelgelaunte Menschen richten doppelten Schaden an. Nicht nur, dass sie sich damit selbst keinen Gefallen tun, sie ziehen den anderen, ihr Gegenüber = die Mitarbeiter, gleich noch mit in die Tiefe. Hier sind die sogenannten Spiegelneuronen am Werk. Diese Nervenzellen sorgen dafür, dass das Verhalten unseres Gegenübers ansteckt. Sie sind mitverantwortlich für die gleiche Wellenlänge, die wir mit anderen teilen, oder das Mitgefühl, das wir automatisch entwickeln. Diese Spiegelneuronen feuern übrigens auch virtuell. Ob in f-2-f Meetings oder im Video-Call – unsere Stimmung überträgt sich auf unser Gegenüber. Das gilt für miese Stimmung im Übrigen genauso wie für Gähnen oder Lachen. Probieren Sie es aus und starten Sie ein ‚Mini-Anti-Depri-Bär-Programm‘: Lächeln Sie Ihr Gegenüber einfach mal an und warten ab, was passiert. Das funktioniert auch durch jede Maske – vielleicht sogar noch besser, denn wenn die Augen strahlen ist das Lächeln 100% echt und der Nutzen doppelt. Sie selbst fühlen sich besser und stecken Ihr Gegenüber gleich mit an.