Das Geheimnis krisenfester Führung

Jeden kleinen Erfolgsschritt feiern und die eigene Kompetenz ausbauen

Szenenwechsel: Coaching. Auf dem Fußboden lag ein großes weißes Papier 2 m x 80 cm. Darauf malte Peter M. ‚sich‘ in Lebensgröße. Die Aufgabe: rechts und links von seinem ‚Körper‘ das Selbstbild mit Adjektiven und Sätzen beschreiben. Was denkt er von sich selbst? Wie gut gelingt es ihm, mit Ängsten umzugehen? Welche Gedanken gehen ihm z. B. während eines Team-Meetings durch den Kopf? Wie geht er mit Enttäuschungen um? Wie motiviert er sich? Was geht in ihm vor, wenn er mit seinen Mitarbeitenden kommuniziert? Welche innere Haltung hat er? Wie gut gelingt es ihm, seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden? Wie geht er mit Druck um? Nach über einer Stunde intensivem Prozess standen mehr als 30 Gedanken rund um ‚seine Person‘ auf dem Papier.

Im nächsten Schritt bat ich ihn, zwei Schritte zurückzugehen und in die Rolle einer seiner Mitarbeitenden zu schlüpfen, um sein Selbstbild aus der Metaposition zu betrachten. Der Helikopterblick machte ihm klar, dass seine innere Haltung auf seine Mitarbeitenden eher demotivierend wirkt, dass er seine mangelnde Motivation nicht verbergen kann und seine Ängste im Alltag spürbar sind. Kurzum: dass es ihm nicht gelingt, wirksam zu führen geschweige denn eine motivierende und unterstützende Arbeitsatmosphäre zu schaffen, um die dringend notwendigen Reformen umzusetzen.

Sein Ziel: Das eigene Selbstwertgefühl stärken und so die Selbstwirksamkeit entwickeln, die ihm hilft, sein Team in dieser schwierigen Zeit zu motivieren mit ihm an einem Strang zu ziehen. Selbstwirksamkeit meint ja nichts anderes als schwierige und herausfordernde Situationen aus eigener Kraft bewältigen zu können. Hierfür wollte er Vorbild werden!

Peter M. ging dabei ganz pragmatisch vor: Im ersten Schritt definierte er kleine Erfolgsschritte, u. a. die 1 x 1 Regel. Bedeutet, dass er mindestens 1 x pro Tag einen Mitarbeitenden konkret loben würde. Statt - wenn überhaupt - bisher: „Frau Mayer, das haben Sie gut gemacht“, ein sicher nett gemeintes Lob auszusprechen, mit dem die Mitarbeiterin aber wenig anfangen kann, lobte er jetzt konkret, was ihm gut gefallen hat: „Ihre Präsentation im Meeting vorhin – v. a. die Umsetzung Ihrer Idee – hat mir richtig gut gefallen.“ So gab er Frau Mayer das Gefühl, dass er als Führungskraft genau mitbekommt, was sie macht und, dass er ihre Arbeit wertschätzt.

Darauf aufbauend feierte Peter M. konsequent jeden kleinen Erfolgsschritt und stärkte so Schritt für Schritt seine Selbstwirksamkeit.

In einer weiteren Coaching-Session legten wir den Fokus auf seine Kompetenzen. Aus der Psychologie ist bekannt, dass das Entwickeln von Kompetenzen Erfolgserlebnisse wahrscheinlicher macht. Kompetenz motiviert. Wer etwas gut kann, wird es auch gerne umsetzen – wer etwas nicht gut kann, führt es auch nicht gerne aus. In einer Coaching-Übung arbeitete er z. B. heraus: Welche Kompetenzen habe ich? Wie nehme ich meine Kompetenzen wahr? Welche Kompetenzen kann ich ausbauen? Anschließend erstellte er einen Aktivitätenplan, mit dem Ziel, seine Kompetenzen weiterzuentwickeln. Als erste Maßnahme buchte er ein Leadership-Training.

Ergebnis: Weniger Selbstzweifel – mehr Zuversicht

Das konsequente Umsetzen der Erfolgserlebnis-Strategie und der nachhaltige Ausbau seiner Kompetenzen, halfen ihm Schritt für Schritt dabei, seine Selbstwirksamkeit zu erhöhen und seine volle Handlungsfähigkeit zurückzuerlangen. Er wurde immer seltener von Selbstzweifeln geplagt und hat begonnen, seinen Mitarbeitenden die gerade in der aktuellen Zeit notwendige Zuversicht zu vermitteln.