Authentizität darf wachsen – und Zufriedenheit auch!
Just do it!
Wer regelmäßig Sport treibt, stärkt seine Fitness. Wer täglich Klavier spielt, übt seine pianistischen Fähigkeiten. Wer regelmäßig den persönlichen Zufriedenheitsmuskel trainiert, lässt Ängste los und entwickelt sein Glücksbewusstsein. Wer seine eigenen Stärken erkennt und fördert, lebt sein Potential. So kann jeder letztendlich selbst und wesentlich zu seinem persönlichen Glück beitragen. Eine gute Nachricht für die Top-ManagerInnen in Ihnen: Strategisches und rationales Denkvermögen unterstützt Sie dabei, Ihr persönliches Glücksempfinden zu stärken. Lassen Sie mich dazu ein Beispiel aus meiner Coachingpraxis schildern: Ein Vorstand war täglich mit seiner Unzufriedenheit konfrontiert, die er an seinen Mitarbeitern „auslebte“ – wie er sich selbst eingestand. Er war bereit, an sich zu arbeiten. Die Atmosphäre im Unternehmen war aufgeladen. Sein Ziel war es, eine Verbesserung der Situation zu erzielen. Auf meine Frage: „Was wäre ein gutes Ergebnis?“ reagierte er überzeugt: „Ich bin mir sicher, dass ich diese Unzufriedenheit in mir nie loswerde – dieser Grantler, der auch in die Luft geht, das bin ich eben.“ Sonst fühle er sich nicht authentisch.
Authentizität darf wachsen
„Authentizität darf wachsen,“ erkläre ich ihm. Unsere Persönlichkeit ist nicht aus Beton. Im Gegenteil: Wir entwickeln uns ständig weiter. Unsere Fähigkeiten, unser Verhalten etc. – unser Leben ist ein stetiger Entwicklungsprozess. Zwar wird aus einem Introvertierten und kooperativen Nerd nur selten eine den Wettbewerb liebende Rampensau. Die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit an sich, ist dagegen ein natürlicher Prozess. In einer Studie haben Margaret King und Jamie O’Boyle (Center for Cultural Studies & Analysis) nachgewiesen, dass der Mensch sich zwischen 35 und 40 Jahren neu erfindet und dann noch einmal zwischen 55 und 60 Jahren – das erst macht ihn authentisch. Die abgeschlossene, finale Persönlichkeit ist also eine Illusion. Authentizität darf wachsen! Wir können auch authentisch sein, wenn wir uns und unser Verhalten nach außen verändern. Entscheidend ist, dass wir im ursprünglichen Sinne des Wortes – aus dem Griechischen authentikós, „autos“ bedeutet selbst und „ontos“ bedeutet sein – wir selbst sind.
Grantler adé
Der Gedanke, seine „Grantler-Persönlichkeit“ infrage zu stellen oder gar loszulassen und im ersten Schritt, den Fokus auf seine persönliche Zufriedenheit zu legen, überzeugte meinen Klienten zunächst nicht. Er war sich sicher, diese Unzufriedenheit, die ‚Rastlosigkeit‘, wie er sie nannte, nie loszuwerden – Zufriedenheitsgefühle waren ihm fremd geworden. Seine Erklärung: Sein ständiger Wissensdurst, sein unermüdlicher rationaler Umgang mit Problemen führten dazu, dass seine Gedanken ständig „Karussell“ fuhren und damit nie still standen. Rund um die Uhr stelle er sich und seine Arbeit infrage. Zufriedenheit kenne er nicht mehr. Im Coaching forschten wir nach der Ursache: Eines seiner Hauptbedürfnisse war es, Bedeutung zu erlangen. Sein Streben nach Bedeutung befriedigte er – zusätzlich zu den Erfolgen, die er rein zahlenmäßig im Unternehmen vorzuweisen hatte (und das für ihn schon zur Normalität geworden war) – mit einem ständigen Gedankenkarussell, das ihn und seine Umwelt infrage stellte. Er wollte immer mehr wissen, über sich, über die Prozesse, über Inhalte, kurzum: über alles, was ihn umgab. „Dieser ‚Allwissende‘ zu sein macht mich glücklich“, stellte er fest. Nur, dass dieser Glücksmoment quasi nie eintrat. Als ihm deutlich wurde, dass dieses Streben nach Bedeutung eine wesentliche Ursache für seine Unzufriedenheit war, ging er den zweiten Schritt – hin zur Zufriedenheit – fast schon von selbst und gelangte zu der Einsicht, dass er selbst die „Macht“ über seine Gedanken hat und es jetzt eine Frage der Disziplin ist, die „richtigen Gedanken“ zu fassen. Er nutzte seine Energie, „alles zu wissen“ und zu hinterfragen und lies sich auf den neuen Weg ein: Er trainierte, seinen belastenden Gedanken-Prozess zu stoppen und übte täglich eine neue „Faustregel“ für sein Gehirn: „Ich schätze mein Gehirn – ich lasse das Gedankenkarussell los.“ Er würdigte damit sein aktives Denken und begab sich gleichzeitig in die Lage, durch den ‚Loslass-Prozess‘ Zufriedenheit aufzubauen. Ein positiver Nebeneffekt: Er wurde gelassener. Beides – Zufriedenheit und Gelassenheit – strahlte er dann auch auf das Unternehmen aus und konnte zusätzliche Erfolge verbuchen.