Angst weg!

In diesem Blogartikel möchte ich Sie mitnehmen auf eine Coachingreise mit einer Klientin, CEO eines mittelständischen Unternehmens, die seit vielen Jahren mit dem Glaubenssatz: „Ich darf nicht glücklich sein!“ durchs Leben geht. Sie kam zu mir ins Coaching, da sie durch ihren negativen Glaubenssatz ständig unter Strom steht – hin- und hergerissen zwischen ihrem Glaubenssatz und dem Leben, das ihr soviel ‚Glück‘ schenkt: Eine erfolgreiche Anstellung als CEO, ein sehr gutes finanzielles Auskommen, drei gesunde, ‚tolle‘ Kinder, ein großer Freundeskreis – nach außen ‚stimmt alles‘. Ihr Körper hingegen stand ständig unter dem Einfluss negativer Gedanken. Mit der Fragestellung ,Wie senke ich mein Anspannungsniveau?´ begann unser Coaching.

„Können Sie mir Ihr Gefühl, hin- und hergerissen zu sein, konkreter beschreiben?“, starte ich unser Gespräch.

„Meine Gedanken sind wie in einem großen Ball – einer Glocke um mich herum – Tausend verschiedene Gedanken … Aus all denen picke ich mir dann die Gefahren bzw. negativen Gedanken heraus. Mal sind es Ängste, mal pessimistische Überlegungen – fast immer mit dem negativen Fokus: ich ‚darf‘ nicht glücklich sein.

Im LINC Personality Profiler – einer Persönlichkeitsanalyse, die Bestandteil des Coachingprozesses ist – spiegelte sich ihre Situation in ihrem Charakter wider: Ihr Anspannungsniveau hatte den höchstmöglichen Wert (7). Das Anspannungsniveau beschreibt die Tendenz eines Menschen, sich aufgrund von realen oder fiktiven Ereignissen Sorgen zu machen. Da Menschen mit hohen Werten in dieser Facette sich von verschiedensten Informationen beunruhigen lassen, zeigen sie insgesamt ein hohes Anspannungsniveau, unterschätzen aber auch selten Risiken.

  „Genauso ist es – ich mache mir ständig Sorgen. Wenn ich gerade gut und lecker gegessen habe z.B., dann kommen die Gedanken auf, ob das vielleicht meiner Gesundheit schadet. Das nervt.“

„Wie gelingt es Ihnen, sich zu beruhigen?“, möchte ich von meiner Klientin wissen.

„Schwierig. Ich bin eher etwas ‚abgestumpft‘ – lasse die Ängste einfach nicht zu. Viele Coaches haben mir auch schon empfohlen, ich solle z.B. schöne Musik hören, die mich in gute Stimmung versetzt und mitzusingen. Das hilft mir aber nicht wirklich. Ich bin da wie ein bockiges Kind – fokussiere mich gerne auf die Gefahren.“

Vom Wesen unserer Gedanken

Direkt laut loszusingen ist möglicherweise zu ‚hoch gegriffen‘, erkläre ich ihr. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen negativen Gedanken – unser Verstand ist wie ein Äffchen, er springt von einem Gedanken zum nächsten … Besonders negative Gedanken findet er spannend und davon gibt es zigtausend am Tag. Wir halten uns fest an den Gedanken, die Angst auslösend sind – ein evolutionäres Erbe – das wichtig für's Überleben war. Es galt, hinzuschauen und genau hinzuhören und zwei Mal zu kontrollieren. Der Gedanke kommt auf - Achtung Gefahr - wir halten uns daran fest – spinnen das Gedankennetz weiter und schon stecken wir fest im negativen Gedankenkarussel und unser emotionales Zentrum meldet: Es könnte eine lebensbedrohliche Situation sein. Gegen dieses Hochfahren des Stresskreislaufs gibt es mehrere Strategien.

Aushalten statt ignorieren

Erstes Ziel ist, den Gedanken auszuhalten. Wenn die Stressspirale länger als 10 Minuten anhält, schüttet der Körper Adrenalin und Cortisol aus – dann sind wir nicht mehr in der Lage, klar zu denken. ‚Reg dich nicht auf‘ – wirkt nicht mehr – wir sind blockiert für Lösungen. Was wir tun können, ist, das Gefühl auszuhalten - zuzulassen - nicht entkräften - und z.B. nicht einfach loszusingen. Werden Sie stattdessen Beobachter des Geschehens: Spüren Sie genau, was passiert, wie fühlt sich Ihr Körper an? Sprechen Sie mit sich: ‚Jetzt kommt schon wieder der sorgenvolle Gedanke ... Alles klar … Ich halte den Gedanken fest, verliere ihn nicht, ich habe Angst, ich lasse mich auf das Gefühl ein.´ Wenn Sie den Gedanken und das Gefühl annehmen und aushalten, wird es sich von alleine verabschieden. Kämpfen Sie jedoch dagegen an, bleiben Sie in der Aktivierung Alarm, Alarm, es könnte, es könnte und kommen nicht mehr aus der Schleife heraus.

Übernehmen Sie die Macht

Vor dem Säbelzahntiger ist logisches Denken nicht wichtig! Das Erste, was uns -  rein physiologisch betrachtet - aus der Stressreaktion rausholt ist der Parasympaticus. Mit der Beobachterhaltung lassen Sie zu, dass er sich einschaltet: ‚Das schnürt mir die Kehle zu, ich habe wirre Gedanken´ Lernen Sie, diese Gedanken ein paar Sekunden auszuhalten, statt zu sagen: ‚Das muss weg!´ Denken Sie: ‚Ich spüre, die Angst ist da - sie kommt auf - und ebbt ab.  Bewerten Sie nicht, sondern nehmen Sie dem Gefühl gegenüber eine neutrale Position ein.

Wir haben Tausende Gedanken am Tag: Kindheit, Tagesgeschehen etc. - es gibt viele Ursachen, woher die Gedanken kommen. Die Prägung können Sie nicht mehr verhindern - aber Sie können lernen, damit umzugehen. Das ist die eigene Macht, die jeder von uns hat. Wie Sie damit umgehen, das ist allein Ihre Entscheidung. Wenn ein störender Gedanke aufkommt, fragen Sie sich jedes Mal aufs Neue: Wie gehe ich damit um?

Werden Sie der Architekt Ihrer neuen Gedankenautobahn

Fügen Sie eine neue Verknüpfung hinzu. Z.B. einen positiven Gedanken. Treffen Sie, während Sie Ihre Gedanken beobachten, ganz bewusst diese Entscheidung. Je öfter Sie diesen neuen Weg in Ihrem Gehirn bahnen, je breiter wird die neue, zweite Spur – sozusagen als Ausweichmöglichkeit oder neues Gedankenmuster.

Achtung: Auch die ‚alte‘ Verbindung im Gehirn hat sich manifestiert - das Neuronennetz ist aktiv. Sie können die Verbindung nicht löschen, aber Sie können ein anderes Netzwerk darüberlegen. Jedes Mal, wenn der sorgenvolle Gedanke aufkommt treffen Sie die Entscheidung! So bahnen Sie sich Schritt für Schritt eine neue ‚Gedankenautobahn‘ hin zu mehr unbeschwerten Gedanken und meine Klientin die Basis dafür, ihrem Glaubenssatz ‚Ich darf nicht glücklich sein‘ eine echte Chance auf Veränderung zu ermöglichen.

Brauchen auch Sie Hilfe in einer schwierigen Situation und wollen ein schnelles Ergebnis? Gerne unterstütze ich Sie.

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