Abtauchen in die Tiefe des Selbst – Selbstbeobachtung als Erfolgsrezept
Die Beobachterhaltung nimmt sich ganz gezielt die individuellen Gedankenmuster vor und zielt auf einen inhaltlichen Perspektivenwechsel ab. Sie führt dazu, dass wir nachhaltig lernen, unbewusste Denkprozesse bewusst zu machen, um so auch in schwierigen Situationen Wahlmöglichkeiten besser erkennen und nutzen zu können. Wir alle entwickeln im Laufe unseres Lebens Gedankenmuster, die in bestimmten Situationen aktiviert werden. Dahinter verbergen sich unsere ganz persönlichen Ansichten, Glaubenssätze, (Vor-)Urteile, Meinungen, Assoziationen zu bestimmten Personen und Ereignissen in unserem Leben. Diese wiederholen sich im Laufe unseres Lebens und wachsen zu einem Netzwerk zusammen, indem sie aktiv sind. Auslösende Situationen automatisierter Denkprozesse und deren negative Auswirkungen auf unser Verhalten sowie die Emotionen sind jedem von uns aus dem Alltag bekannt. Demnach ist es kontraproduktiv, Versagensängsten und dem Streben nach Perfektionismus damit zu begegnen, in komplexen Entscheidungsprozessen detailorientiert vorzugehen und dabei möglichst viele Parameter verbessern zu wollen. Vielmehr sollte man eine souveräne und selbstbewusste Haltung automatisieren, um mit Überblick Entscheidungen treffen zu können.
Ebenso wenig hilfreich ist es, während einer Rede permanent an ein mögliches Versagen zu denken, anstatt gedanklich den Erfolg zu planen. Oder sich in einer ‚kritischen‘ Situation, in der es z.B. um Compliancefragen geht, von Glaubenssätzen wie „Das merkt schon keiner“ oder „Das machen doch alle“ leiten zu lassen, anstatt rechtzeitig über das Vorgehen und mögliche Konsequenzen zu reflektieren.
Unsere Denkmuster sind oft über Jahrzehnte erlernt, und die daraus resultierenden Verhaltensweisen laufen automatisch ab. Die Gedanken werden als nicht kontrollierbar empfunden, wenn man sie nicht auf Kommando abstellen kann. Die Folge: Man folgt den Automatismen. Ein Beispiel aus meinen Compliance-Coachings: Gedankenmuster, die nicht-compliante Entscheidungen prägen („Das macht doch jeder“, „Das merkt schon keiner“). Sie werden gerne als ‚Entschuldigung’ genutzt – die Interpretation ‚gesellschaftlich akzeptiert’ wird so schnell zum Feigenblatt.
Spot on
Um Denkmuster zu verändern, sind neben dem Willen zur Veränderung vor allem geeignete Techniken und nachhaltiges Training notwendig. Ein wichtiger Schritt ist die Bewusstmachung. Je besser wir unsere Gedankenmuster erkennen, desto leichter gelingt es uns auch, sich von ihnen zu lösen. Das, in heiklen Situationen auftretende Chaos und die Widersprüche in unserem Innern lassen sich sortieren, wenn wir uns sortieren. Das wirkungsvollste Vorgehen besteht darin, die automatisierten, intuitiven Prozesse bewusst zu machen – dazu muss man lernen, sie zu beobachten und einzuordnen. Durch die bewusste Beobachtung stellen wir die Gedankenmuster, im übertragenen Sinn, ins Scheinwerferlicht. Dadurch können sie sich nicht mehr im Unterbewusstsein verstecken und unbemerkt Schaden anrichten. In dem Moment, indem wir sie regelmäßig beobachten, fliegt die Tarnung auf und wir holen die Prozesse ans Tageslicht. Wenn wir diesen Prozess automatisieren, schärfen wir unsere Gedankenmuster und lernen, Entscheidungen bewusster zu treffen. Wir wechseln von der Opferrolle („Ich musste ihn schmieren, weil die Umstände so waren ...“) zum Mitgestalter. Die gute Nachricht: Das ist jederzeit und für jeden möglich. Eine Herausforderung ist es zweifelsohne.
Ihr individuelles Trainingsprogramm
Zur Veränderung oder Verbesserung der aktuellen Situation gilt es, mal etwas Neues auszuprobieren. Haben Sie sich schon mal gefragt: „Kann man ‚das‘ auch anders machen?“ Oder: „Gibt es auch eine andere Perspektive?“ Ja ‚man‘ kann! In meinen Executive-Coachings entwickele ich dazu gemeinsam mit meinen Klienten Techniken, die Beobachter-Haltung individuell in den Alltag zu integrieren. Für jeden ist dieser Weg anders. Das ist wie im Sport oder der Musik. Die Trainings- und Übungsmethoden sind unterschiedlich. Eines haben alle gemeinsam: Nur wer regelmäßig trainiert wird Meister.
Im Executive Coaching geht es z.B. um das Erkennen von Wahlmöglichkeiten – auch in schwierigen Situationen. Das Gefühl der ‚Kontrolle‘ erhöht automatisch unsere Zufriedenheit, weil wir die Dinge plötzlich selbst in der Hand haben. Wenn wir den Beobachter in uns trainieren, verleiht das dem Leben eine neue Dimension. Denn plötzlich leben wir nicht in einem Film, für den andere das Drehbuch schreiben, sondern wir sind Zuschauer und beobachten, was geschieht. Aus der so (neu) gewonnenen Metaposition gelingt es uns viel leichter und effektiver, in unsere von Mustern gesteuerte Handlung einzugreifen. Indem wir uns unseren Gedankenmustern bewusstwerden, gehen wir den ersten entscheidenden Schritt, um im Anschluss aktiv in unseren Entscheidungsprozess einzugreifen.
Wer wird denn gleich in die Luft gehen?
Führungskräfte haben im Laufe ihres Berufslebens gelernt, sich in ihren täglichen professionellen Entscheidungen innerhalb der Organisation logisch und rational zu verhalten. Gerade deshalb ist es wichtig, sich anhand dieser Übungen bewusst zu machen, wie stark für jeden von uns das menschlich irrationale Momentum auch in professionellen Entscheidungen das Steuer übernimmt.
Wir haben so die Chance zu erkennen, dass unser Kontrollzentrum über eine Art Aktions-Software verfügt, die wir im Laufe unseres Lebens geprägt bzw. geschrieben haben. Diese Aktions-Software ist es auch, die wir unbewusst in Entscheidungsfragen abrufen. Kodiert wird sie durch unsere Wahrnehmungsfilter. Diese wiederum haben ihre Basis in unseren Werten und Überzeugungen. Denn die letztendliche Entscheidung – ‚gehe ich in die Luft‘ oder nicht, handele ich compliant oder eben nicht-compliant – ist eine menschliche Entscheidung, zumindest noch. Wenn Sie Ihre Muster einfach mal notieren – dazu entwickele ich mit meinen Klienten im Executive Coaching Übungen - können Sie die Daten Ihrer eigenen Aktions-Software im Anschluss locker auslesen. Oder anders ausgedrückt: Sie erkennen anhand Ihrer Aufzeichnungen, wie Sie „ticken“.
Der Schlüssel
Der Schlüssel liegt im Erkennen, Reflektieren und aktiven Beeinflussen der ‚liebgewonnenen‘ Automatismen. Durch das tägliche Training des Beobachtens kann jederzeit, auch in schwierigen Situationen, wie selbstverständlich erst einmal innegehalten werden, um Haltung zu bewahren und dann nach den selbst gewählten Direktiven zu handeln. Und mit jedem Mal, mit welchem dieser Prozess vollzogen wird, entwickelt er sich mehr und mehr zur Routine. Versprochen !